
Unsere Saumtour führte uns 2 Tage durch die Lüneburger Heide und mit 15 km am Tag waren wir gut aufgestellt: Grasepausen und eine längere Mittagsrast ließen uns trotzdem rechtzeitig an unserem Ziel ankommen, denn wir mussten im April noch mit der früheren Dunkelheit kalkulieren.
Wandern mit dem Packpferd / Sieltec-Packsattel im Test
Eine Modeerscheinung? Etwas Neues? Nein, das sogenannte Säumen ist schon uralt und ein Begriff, der vorwiegend im alpenländischen Raum gebräuchlich ist.

Säumen mit Tragtieren ist eine uralte Tradition und schien bereits in Vergessenheit zu geraten. Im Rahmen von "Slow Tourism", als persönliche Form des Wanderns und auch für notwendige Transporte, beispielsweise auf Hütten, erfährt das Säumen aber eine bemerkenswerte Renaissance. Es werden vielerorts Kurse angeboten, nicht nur in den Alpenländern, auch hier in Norddeutschland.
Bereits in den letzten beiden Ausgaben haben wir über dieses Thema berichtet und bei allem Neuen muss man lernen, Erfahrungen sammeln, ausprobieren. In der Hauptsache soll es allen Beteiligten Spaß machen, also Mensch und Pferd und natürlich der ganzen Gruppe, wenn man zusammen losstiefelt.
Was ist der Unterschied zwischen Wanderreiten und Säumen, also Wandern mit dem Tragtier? Im Wesentlichen natürlich das auf dem Pferd reiten. Vieles andere ist sehr ähnlich: Die Streckenplanung muss dem Trainingszustand entsprechen, wie ist die Psyche des Tieres aufgestellt, wie straßensicher ist es? Sind die Hufe schutzbedürftig, weil die Wegbeschaffenheit eine andere ist als im heimischen Umkreis?
Die Menge des Gepäcks hängt von der Tragemöglichkeit des Equiden ab, sprich mit wieviel Gewicht können wir es belasten (Faustregel: Ca. 15 – 20% des Körpergewichtes bei Pferden, wenn es geübt ist) und welche Ausrüstung wird dazu genutzt. Außerdem muss das Pferd lernen, mit totem Gewicht zu laufen und den ungewohnten Packsattel samt Vorder- und Hinterzeug zu (er-)tragen.
Säumen kann ich mit kleinen Tieren, mit Alten und Jungen, nicht reitbaren (z.B. aufgrund von besonderen Umständen) oder eben, weil ich meinem Reittier Abwechslung bieten möchte. Natürlich können auch Einschränkungen des Reiters ursächlich für das Nebenher- bzw. Vorweglaufen sein. Ängste, Krankheiten oder fehlende Fertigkeiten im Geländereiten. Selbstverständlich müssen es keine Einschränkungen sein, sondern einfach eine andere Nähe zum Pferd suchen und gern spazierengehen. Vielleicht sogar mit der gesamten Familie.
Bei unserer Saumtour im April wollten wir all das ausprobieren und so zogen wir in einer Gruppe von sechs Mensch-Pferde/Muli-Paaren durch die Lüneburger Heide. Wir hatten unser Pausen- und Übernachtungsgepäck dabei. Fürs erste Mal reicht sicherlich der Western- oder Wanderreitsattel mit entsprechenden Packtaschen, um alles gut zu verstauen. Wer Spaß an diesen Wanderungen hat, sollte sich nach einem geeigneten Packsattel umsehen. Es gibt verschiedene Satteltypen, die nicht nur unterschiedlich schwer sind, sondern auch aufgrund ihrer Bauart unterschiedliches Gewicht aufnehmen können. Wie beim Wanderreiten auch: Druckverteilung ist das Zauberwort. Ein Packsattel hat den Vorteil, dass er so gearbeitet ist, dass man seine Taschen recht einfach und sicher befestigen kann. Mittels Seilen und Knoten oder auch mit entsprechenden Clips/Haken. Außerdem liegt das Gewicht des Gepäcks mittig auf dem Rücken und verteilt das Gewicht dadurch besser.
Das Reiten mit Packpferd habe ich schon früher ausgeübt, meist war das Handpferd mit dem Gepäck ausgestattet und so musste das Reitpferd nur mich tragen. Tageweise bzw. nach der Mittagspause habe ich dann das Reittier gewechselt. Das war zwar praktisch aber der Sattel litt natürlich etwas durch den unüblichen Gebrauch.
Jetzt sollte es jedoch ein Packsattel werden, denn meine alte Fuchsstute ist zwischenzeitlich in Rente und wir gehen gern spazieren. Um bei den Tragtieren flexibel zu sein, sollte der Sattel aber auch meinem Connemara passen.
Namhafte Packsattelhersteller aus USA wie Crossbock/Sawbuck liegen bei 8 bis 9 kg, der Decker Packsattel bei ungefähr 14 kg und Militärsättel, wie sie z.B. in der Schweiz verwendet werden, bringen gar 35 kg auf die Waage. Allen gemein ist jedoch die Verminderung des Sattel- und Lastdrucks. Auch aus diesem Grund wird eine übergroße Schabracke, am besten mehrlagig, genutzt. Der traditionelle Packsattel wird eher zum Transport schwerer Lasten im schweren Gelände oder auf weiten Strecken genutzt.
Wir wollen ins Säumen hineinschnuppern, leben im Flachlang und der Sattel sollte für uns nicht zu schwer sein. Mit einem stabilen Tragegestell aus Edelstahl und Polstern mit einer einstellbaren Auflage zur Anpassung an den Rücken des Pferdes erscheint mir der von Firma Sieltec optimal für unsere Vorhaben, mal ein Wochenende mit entsprechendem Gepäck unterwegs zu sein. Die „Air ropes“, also das Hohlgeflecht, kenne ich bereits vom Fahrgeschirr und bin davon begeistert, denn es ist leicht, einfach zu reinigen und es gab nie Scheuerstellen.
Gesagt, getan: Der bestellte Packsattel wurde schnell geliefert. Nach dem ersten Auflegen ohne Pad, um zu schauen, ob alles passt, stellte ich leider fest, dass ich mich vermessen habe: Der Umlauf des Hintergeschirrs war zu kurz. Macht ja aber nichts, denn das Hohlgeflecht ist stufenlos zu verstellen. Einfach das Ende aus dem gestauchten Hohlgeflecht herausziehen, ein neues Loch mit dem Finger hineindrücken und wieder einfädeln – fertig. Die Polsterung und der Schwung des Sattels war sowohl für meinen Schimmel als auch für meine Fuchsstute ideal, so dass ich keinen Spalt zwischen dem Tragegestell und der Auflage hatte. Wäre dieser vorhanden, kann man ihn über die mitgelieferten C-Schienen und Distanzplatten ausfüllen, damit die Traglast vom Gestell auf die Auflage weitergegeben und somit gleichmäßig verteilt wird.
Die ersten Runden ging mein Connemara an der Longe. Er fand es komisch, ein Hintergeschirr zu tragen, das Vordergeschirr akzeptierte er sofort. Es war praktisch, dass das Vordergeschirr mit Karabinern befestigt wird. Nicht nur, um es schnell zum Grasenlassen zu lösen, sondern auch, um es dem Pony anzulegen. Das Hiintergeschirr hat Schnallen und gerade für die Gewöhnungsphase habe ich mir auch hier Karabiner eingehängt. Übrigens: Die meisten Ponys und Pferde benötigen kein Vorder- oder Hintergeschirr. Lediglich, wenn sie ein schwieriges Exterieur haben oder man mit schwerem Gepäck in unwegsamem Gelände unterwegs ist.
Nachdem meine beiden Pferde (die Stute ist auch gefahren und kennt das komplette Geschirr) sich an den kompletten Packsattel gewöhnt hatten, konnte es losgehen: Der Einfachheit halber nutzte ich Fahrradtaschen - man muss sie nur in die 10 mm Edelstahlschiene einhaken - und obendrauf noch die Bananentasche, in die ich das Wanderreitpaddock verstaut hatte. Auch die unter Wanderreitern beliebten Ortlieb-Taschen waren gut zu befestigen. Mit den mitgelieferten Riemen können die Taschen an den Ringen, die am Ende der Seitenpolster sind, gesichert werden, damit sie nicht „schlackern“. Selbstverständlich kann man auch andere Taschen oder Säcke mittels speziellen Knoten am Packsattel der Firma Sieltec verzurren, da es ausreichend Befestigungsmöglichkeiten gibt.
Meiner alten Stute, sie ist jetzt 30, mochte ich nicht mehr viel Gepäck zumuten: Wir sind mit insgesamt 8 kg incl. Sattel unterwegs gewesen. Um gleichmäßig beide Seiten auszutarieren, mussten wir noch ein paar Äpfel mehr mitnehmen – das Pferd hat sich in der Pause gefreut
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