PDF Drucken E-Mail

ser Langzeittest:

HeuToy und

verschiedene Heunetze

Heu ad libitum?
Diesen Begriff hören viele Reiter immer dann, wenn sich über die Menge der Heufütterung unterhalten wird. Es bedeutet, dass dem Pferd 24 Std. am Tag Raufutter zur Verfügung steht und es fressen kann, soviel es mag, die Tiere also jederzeit frei über die Portionen an Raufutter verfügen können.

Als Minimum sollte einem Pferd pro 100 kg Körpergewicht 1 bis 1,5 kg Heu gefüttert werden. D.h. bei einem 600 kg Warmblüter sind es zwischen 6 und 9 kg Heu, dies entspricht - je nach Pressdichte - ca. einem HD-Ballen Heu, dem sogenannten „kleinen Ballen“. Da die Ballen aber unterschiedlich schwer sein können, sollte man das Heu unbedingt abwiegen, denn man verschätzt sich schnell.

Das Problem
Die Pferde sind Steppentiere und Dauerfresser. Auf der Suche nach Nahrung legten die Pferde pro Tag viele Kilometer zurück und waren 12 bis 19 Std. damit beschäftigt, zu fressen. Das bedeutet also, sie waren fast ständig in Bewegung und suchten kontinuierlich nach dem spärlichen Futter.

Wie erreiche ich das naturnahe Füttern in der heutigen Zeit?
In manchen Ställen wird den Pferden morgens und abends je eine große Portion Heu vorgelegt. In der Regel benötigen die meisten Pferde ca. 1 Stunde, um alles wegzuputzen. Das heißt, die Fresspause bis zur nächsten Heugabe ist viel zu lange, denn diese sollte nicht länger als vier Stunden betragen. Das Resultat: Einige Pferde leiden unter Umständen unter Durchfall, Kolik Symptomen oder bekommen Magengeschwüre.

Kaum jemand ist jedoch in der Lage, dem Pferd alle vier Stunden Heu vorzulegen. Würde man die Raufutter-Menge also einfach erhöhen, damit die Pferde länger etwas zu fressen haben, so würden die meisten Tiere verfetten oder/und das Heu wird untergetreten und somit verunreinigt.

Welche Lösungswege gibt es?
In unserer Dezember-Ausgabe vom letzten Jahr berichteten wir von der Möglichkeit, das Heu aus Heunetzen oder auch dem HeuToy anzubieten. Unsere ersten Erfahrungen waren sehr positiv, denn die Pferde haben die Umstellung schnell akzeptiert. Jetzt nach einem Jahr ziehen wir ein Resümee.

Wir haben in unserer 5*****-LAG-Offenstallanlage diverse Raufutter-Fressplätze für die vier Pferde eingerichtet. Theoretisch könnten mindestens zehn Pferde einen Platz finden. Praktisch sieht es anders aus, denn ein ranghohes Tier kann schon - je nach Anordnung der Plätze - drei bis vier für sich beanspruchen. Den Letzten beißen die Hunde: Der Älteste (26 Jahre) ist auch gleichzeitig sehr harmoniebedürftig und würde er zweimal in Folge verjagt werden, lässt er den nächsten Versuch aus. Man muss also mit seinen Fressplätzen dafür sorgen, dass jedes Pferd zu seinem Recht kommt! Daher sind die Futterplätze auf unserer Anlage so angeordnet, dass sie zwar in einiger Entfernung voneinander stehen - bis zu ca. 40 Meter auseinander - aber doch nicht zu weit weg, denn wir wissen ja: Pferde sind Herdentiere. Würde ich also die Raufen mit einem Abstand von mehreren 100 m aufstellen, hätten die Tiere zwar einen angeblichen Bewegungsanreiz, um zur nächsten „Heuquelle“ zu kommen, die Erfahrung hat bei meinen Pferden aber gezeigt, dass die anderen (rangniedrigeren) dann zwar mitziehen, jedoch nicht zum fressen kämen. Jetzt ist es so, dass immer zu einer Heuraufe in unmittelbarer Nähe ausgewichen werden kann, sofern eines der Pferde ein anderes verjagen würde. Zudem ist natürlich das Befüllen einfacher, wenn man dabei nicht so weite Wege zurücklegen muss.

Heunetze

IMG_3299

Meine Heuraufen sind aus Holz in unterschiedlicher Art.  Es sind z.T. umgebaute Kaminholzregale, in die ich bisher das Heu lose aufgeschüttelt eingefüllt habe. Die Pferde konnten so bodennah fressen aber nicht hineintreten, das Heu ist außerdem wettergeschützt. Allerdings ging auch viel Raufutter verloren, denn es wurde immer wieder so einiges an Heu herausgetragen und zertreten. In diese Raufen habe ich seit letztem Jahr die Netze der Firma Löwer in unterschiedlichen Maschenweiten (6x6, 4,5x4,5 und 3x3 cm) eingehängt.

Die Netze, die in verschiedenen Farben erhältlich sind, haben den Vorteil einer Verschlussklappe. Somit können die Pferde nicht von oben hinein gelangen. Die knotenlose Netzware aus Polypropylen ist äußerst stabil. Es gibt sie auch in „extra starker“ Qualität, also 1mm dicker und außerdem fester gewirkt als das herkömmliche Material. Dennoch muss man damit rechnen, dass es „nicht ewig“ hält, denn die Pferde könnten es zerbeißen. Die Netze, die wir eingesetzt haben, hielten jedoch bisher.

Mit den Netzen wurden die Fresszeiten deutlich verlängert, denn die Pferde konnten das Heu lediglich in kleineren „Häppchen“ aus den Heunetzen zupfen. Kaum noch etwas ging vorbei und wenn, fiel es in die Raufe hinein und wurde auch später noch gefressen. Die Gewöhnung ging rasch vonstatten: Selbst aus den Netzen mit der kleineren Maschenweite konnten die Pferde gut fressen. Wir konnten auch nicht feststellen, dass unsere Tiere Vorlieben hatten: Alle Maschenweiten wurden von allen Pferden akzeptiert und kein Netz war regelmäßig schneller leer als ein anderes.

Im Winter wurde vor allem eines der Netze durch Regen und Schnee nass, aber auch hier hatten die Pferde keine Schwierigkeiten, ans Raufutter zu kommen. Lediglich ganz unten im Netz, wenn es richtig nass war, ließen die verwöhnten Vierbeiner das Heu liegen. Spätestens nach einem Tag hatte sich dann daraus eine Art Wulst gebildet, an den die Pferde nicht mehr heran kamen - keins der Halme lugte aus den Löchern - und musste somit entsorgt werden. Meist passierte es aber nur dann, wenn man die Netze zu üppig gefüllt hatte und für die Pferde ein Überangebot vorhanden war. Denn ansonsten fraßen die Pferde die Netze restlos leer. Wie sah es bei Frost aus? Würde das Heu zur Leckmasse werden? Diese Fragen stellten wir uns natürlich auch, waren aber unbegründet. Natürlich war das Netz angefroren aber durch die Bewegungen gab es sehr schnell nach und die Pferde konnten das frische Heu mühelos daraus fressen.

Oft hört man davon, dass die Pferde Zahnprobleme durch das Füttern aus Netzen bekommen können. Besonders die Schneidezähne sollen darunter leiden, wenn die Pferde das Heu nicht ungehindert aufnehmen können. Alle meine Pferde waren im späten Frühjahr zur Zahnkontrolle und keines hatte - in dem Fall nach einem guten halben Jahr - diesbezüglich Auffälligkeiten.

Der HeuToy

IMG_3302

machte seinem Name alle Ehre: Es war ein tolles Spielzeug für die Pferde und zeitweise rangelten sie spaßig um diese Futterquelle herum, jeder wollte das Heu daraus zupfen. Die Löcher sind so bemessen, dass die Pferde nicht mit dem Maul in die Tonne kommen aber genügend Halme herausstehen, so dass immer gezupft werden kann. Sollte kein Halm herausstehen, wurde die Tonne einfach deutlich angestupst, dabei drehte sie sich etwas und es kamen wieder Halme zum Vorschein, die gefressen werden konnten. Manchmal war mir das Gewirbel mit der Tonne aber etwas viel und ich musste aufpassen, dass ringsum nichts kaputt ging oder jemand die Tonne an den Kopf bekam. Ich band sie also zusätzlich im unteren Bereich an einer langen Schnur an, so dass das Herumschleudern zwar eingedämmt aber nicht gänzlich verhindert wurde. Zwar fraßen alle Pferde aus dem HeuToy aber man merkte der Stute an, dass sie nicht ganz so gerne damit spielte. Wallache sind da wohl doch etwas anders gestrickt, denn es musste so lange gestupst, gewirbelt und gestoßen werden, bis die Tonne restlos leer war. Oft hatte ich das Gefühl, dass sie auch nur wegen des Spielens an den HeuToy gegangen sind und nicht unbedingt wegen des Fressens - dies war eher ein positiver Nebeneffekt.

Das Befüllen war denkbar einfach: Die Befestigungsseile, die jetzt nach einem Jahr erneuert werden müssen - es sind Verschleißteile - sind so lang bemessen, dass man den Deckel soweit zur Seite nehmen kann, dass das Heu mühelos eingefüllt werden kann. Wenn man das Heu leicht aufgeschüttelt in die Tonne gibt passen ungefähr vier bis fünf Kilo hinein, wenn man es stark presst, können es acht Kilo werden.

Fazit
Die Fresszeiten wurden durch die Netze und auch den HeuToy erheblich verlängert - Problem also gelöst! Und ganz nebenbei: Der Heuverlust bei beiden Varianten (Heunetz und HeuToy) wurde zwar nicht komplett abgestellt aber sehr deutlich verringert!

Der HeuToy ist wirklich Unterhaltsam für die Pferde. Allerdings würde ich die Schleuderbewegung immer etwas eingrenzen, damit die Pferde nicht zu übermütig damit werden.

Die Netze habe ich so gespannt, dass sie einen Gegendruck haben und nicht frei schwingen, denn ansonsten könnte es für manch Pferd zu schwierig werden, ausreichend Futter aufzunehmen. Denn letztlich soll es ja eine Darreichung des Futters sein und kein Verwehren.

Alle Testpferde sind zufrieden, die Fresspausen waren tagsüber und nachts max. 2 Stunden und sie haben mit ca. 1,2 kg ausreichend Raufutter bekommen - obwohl ich manchmal denke, dass die Stute doch einen höheren Anteil vertilgt :-)

Katrin Maerten
und Team